Klimawandel, Digitalisierung und die Apotheke

Die vierte Hitzewelle des Sommers 2019 steht vor der Tür. Bis Mitte der Woche soll die Temparatur in Teilen Deutschlands wieder bis knapp an die 40-Grad-Marke steigen. Apotheken sind hiervon zum einen direkt betroffen: wie Ende Juni u.a. auf apotheke-adhoc zu lesen war, reichen die Probleme von der Überschreitung der für die sichere Lagerung von Arzneimitteln festgelegten Höchsttemperatur von 25 Grad im Warenlager (§ 4 Abs. 2d ApBetrO) bis hin zu Beschwerden der Mitarbeiter aufgrund der hohen Temperaturen. Diese Beschwerden reichen von Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu (sic!) Erkältungen – weil die Klimaanlage zu hoch eingestellt ist.hot-1388404_1920Harte Zeiten für Apotheken und ihre Mitarbeiter – und wir müssen davon ausgehen, dass dies kein vorübergehendes Phänomen der Sommer 2018 und 2019 bleiben wird. Am Freitag, den 28.06.2019, wurde erstmalig seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1880 in Südfrankreich mit 45,9 Grad Celsius eine höhere Temparatur gemessen als im Death Valley. Dass und wie der Klimawandel die Gesundheit beeinträchtigen kann, ist inzwischen unbestritten. Einen guten Überblick gibt zum Beispiel die hier verlinkte Seite des Umweltbundesamtes. Es ist sicherlich eine der dringendsten Aufgaben der gesamten Menscheit, die negativen Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen und, sofern das noch möglich ist, wieder zu beheben. Aber könnte es nicht digitale Tools geben, die den Betroffenen dabei helfen, die nächste (und alle kommenden) Hitzeperioden besser zu überstehen?

Denn natürlich leiden nicht nur die Mitarbeiter in der Apotheke unter dem Klimawandel. Auch und vor allem empfindlich reagierende Bevölkerungsgruppen, wie Säuglinge und Kleinkinder, ältere, pflegebedürftige Menschen und Personen mit eingeschränkter Anpassungsfähigkeit wie Chroniker benötigen Unterstützung. Verstärkt wird dieser Bedarf an Unterstützung durch den demografischen Wandel mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft. Und oftmals ist die Apotheke vor Ort die erste Anlaufstelle für diese Menschen.shield-1522490_1920Hier sind zwei kurzfristige Maßnahmen, die jede Apotheke kurzfristig treffen kann, um ihre Patienten – und Mitarbeiter – besser betreuen zu können:

  1. die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes abonnieren oder zumindest im Browser – vor allem am HV – bookmarken. Lila markierte Gebiete sind besonders betroffen: jedem Kunden, der eine Apotheke in diesen Gebieten besucht, sollte nochmal nachdrücklich empfohlen werden, genug zu trinken und Tipps gegeben werden, wie er seine Wohnung vor der Hitze schützen kann.
  2. Patienten mit Atemwegserkrankungen reagieren oft besonders sensibel auf extreme Hitze. Häufigere Messungen mit einem Peak-Flow-Meter helfen beim Aufdecken von Atemproblemen. Und wer ein wenig digital affin ist, sollte unbedingt einen Smart-Peak-Flow verwenden, der nicht nur misst, sondern die gemessenen Daten auch speichert, so dass der behandelnde Pulmologe den zeitlichen Verlauf der Lungenfunktion nachträglich einsehen kann. Teva hat mit dem ProAir Digihaler sogar zwischenzeitlich den ersten smarten Inhaler auf den Markt gebracht. Er erkennt, wenn er benutzt wird und misst beim Inhalieren die dispensierte Wirkstoffmenge und das eingeatmete Luftvolumen – also die Lungenfunktion.

mosquitoe-1548975_1920Langfristig werden die Auswirkungen des Klimawandels vor allem die Gesundheitsberufe massiv betreffen. Akute und chronische Krankheiten werden ansteigen, zum Beispiel durch die Verbreitung von bisher hierzulande nicht endemischen Viruskrankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden. Denen war es ja bei uns bisher zu kalt. Der Anstieg an Krankheiten gepaart mit gesteigerten Bedürfnis an Unterstützung, welches der demografische Wandel mit sich bringt, wird uns vor immense Herausforderungen stellen. Nicht nur weil alle Bedürftigen betreut werden müssen, auch innerhalb der Heilberufe müssen Informationen künftig noch transparenter und effizienter verteilt werden. Ansonsten werden diese beiden Herausforderungen sich gegenseitig verstärken und die gesamte Versorgungsqualität steht auf dem Spiel. Optimierte digitale Prozesse bieten hierfür sicherlich einen der größten Hebel. Wenn dabei gleichzeitig auf Papier verzichtet wird, ist auch dem Bedürfnis an Nachhaltigkeit Rechnung getragen.

Denn darin liegt sicherlich die größte Herausforderung, nicht nur für die Gesundheitsbranche: im nachhaltigen und effizienten Einsatz von Ressourcen. Diesen sollte jeder vor uns tagtäglich vorleben, egal ob Herbst, Winter, Frühling – oder Sommer.

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