Blockchain im Gesundheitswesen – Einleitung

Dieser Beitrag ist Teil 1 eines Artikels über Blockchain, der zuerst in der Deutschen Apotheker Zeitung, DAZ 2019, Nr. 25, S. 48ff. unter dem Titel „Was ist eine Blockchain?“ erschienen ist.

Bislang redete man in der Gesundheitsbranche kaum über Blockchain. Meistens wurde diese Technologie vor allem im Zusammenhang mit virtuellem Geld erwähnt. Dass sie aber viel mehr Potential hat, zeigt nicht zuletzt der „Ideenwettbewerb Blockchain“ des Bundesgesundheitsministeriums, dessen Abgabefrist am 10.12.2018 endete. Das BMG suchte damit die besten Blockchain-Anwendungskonzepte im deutschen Gesundheitswesen. Wagen wir uns an eine Bewertung der Technologie, einiger Anwendungsfälle und einer Abwägung von Chancen und Risiken.

Was ist Blockchain?

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Wer kennt’s noch? Bitcoin hat viele Parellelen zum Sparbuch.

Bekannt wurde Blockchain als Technologie hinter der Kryptowährung Bitcoin. Diese taucht auch immer wieder in den allgemeinen Nachrichten auf, wobei die Meinungen darüber unterschiedlicher nicht sein könnten: während einige Bitcoin als hochriskanten und ressourcenfressenden Hype ohne großes Potential bezeichnen, stellen es andere als äußerst renditeträchtige Geldanlage dar. Bitcoin selbst ist eine digitale Währung, also ein Zahlungsmittel, das ohne die Regulierung einer Notenbank keinerlei staatlicher Aufsicht unterliegt. Existieren kann es nur in Verbindung mit einer Art offenem, dezentral verteilten Bankkonto – der Blockchain; sie speichert sämtliche Bitcoin-Transaktionen auf sichere und nachprüfbare Weise, ohne dass ein Dritter als Mittelsmann diese verarbeiten muss. Im Finanzbereich ist Blockchain so etwas wie ein vollständiger Kontoauszug. Sie enthält die komplette Historie aller getätigten Bitcoin-Transaktionen – ohne dass noch eine „echte“ Bank als vertrauensstiftende Instanz nötig wäre. Vieles, wodurch sich analoge Bankkonten auszeichnen, wurde dabei in die virtuelle Welt übernommen: so können beispielsweise einmal vorgenommene Einträge nicht mehr ohne größeren Aufwand rückgängig gemacht werden. Genau wie früher beim Sparbuch – was da drinstand, galt.

Schauen wir kurz auf die zu Grunde liegende Technologie: Blockchain ist ein großer, öffentlicher, sicherer und dezentraler Datenspeicher, der geordnete Datensätze oder Ereignisse enthält, die man auch als Blöcke bezeichnet. Diese Blöcke werden auf einer nahezu beliebigen Anzahl von Rechnern (sog. Knoten oder englisch „nodes“) im Netzwerk identisch und redundant gehalten. Jeder Block wiederum enthält einen sog. „Zeitstempel“ und ist fest mit seinem vorherigen Block verknüpft. Durch diese unlösbare chronologische Verknüpfung entsteht also eine Kette von Blöcken –wörtlich übersetzt „Blockchain.“ Einmal in den Block geschriebene Ereignisse können nur mit Zustimmung der Mehrheit aller Beteiligten des jeweiligen Blocks aktualisiert oder geändert werden. Sie können jedoch nicht wieder gelöscht werden. Dieser Datenspeicher gehört niemandem und wird von den Benutzern kollektiv kontrolliert. Vertrauen wird ausschließlich innerhalb des Blockchain-Protokolls kodiert und alleine durch den Konsens der Benutzergemeinschaft eines jeden Blocks aufrechterhalten. Bestimmte kryptografische Verfahren stellen darüber hinaus sicher, dass nur zulässige Datensätze akzeptiert werden und dass die gespeicherten Versionen der Datenbank auf allen Rechnern im Netz identisch sind.block-chain-3047153_1920

 

 

Diese Eigenschaften geben Blockchain das Potential, in Hinblick auf Sicherheit, Authentizität, Privatsphäre und Zugänglichkeit einen revolutionären Fortschritt für viele Unternehmensbereiche und Branchen zu bewirken.

Gehen wir als nächstes zuerst einmal auf einige Anwendungsbeispiele aus dem Gesundheitsbereich ein.