Blockchain im Gesundheitswesen – Fazit und Ausblick

Dieser Beitrag ist Teil 3 eines Artikels über Blockchain, der zuerst in der Deutschen Apotheker Zeitung, DAZ 2019, Nr. 25, S. 48ff. unter dem Titel „Was ist eine Blockchain?“ erschienen ist.

Risiken und Nachteile von Blockchain

Wie jede neue Technologie, so ist auch Blockchain nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen. Kurz zusammengefasst lauten die Nachteile: es ist speicherintensiv, inperformant und verursacht einen hohen Stromverbrauch.

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Leider hat Blockchain auch einige Nachteile, wie zum Beispiel den hohen Speicherbedarf.

Blockchain ist nämlich eben kein riesiger, dezentraler Computer – sondern unzählige davon. Weil jede Transaktion über eine Signatur verifiziert werden muss und ein komplexes mathematisches Verfahren zur Verschlüsselung verwendet wird, ist entsprechende Rechenleistung notwendig. Alle teilnehmenden Rechner müssen stets dieselben, aktuellen Daten besitzen. Einen solchen Prozess über ein derart großes, verteiltes System zu synchronisieren ist aufwändig. Es muss nämlich ein- und dieselbe Transaktion in der Blockchain von jedem Knoten unabhängig prozessiert werden. Sehr viel Arbeit an für dasselbe Ergebnis – ohne Parallelschaltung von Aufgaben, Synergien oder gegenseitige Unterstützung der Rechner.

lying-1562272_1920Daneben gibt es noch ein Restrisiko der Manipulation, nämlich wenn ein Teilnehmer die Kontrolle über 51% der an der Blockchain beteiligten Knoten erhält. In wenig komplexen Gesundheitsfällen könnte es zum Beispiel ausreichen, wenn sich Hausarzt, Facharzt und Pflegeeinrichtung absprechen und somit gegenüber einer evtl. auch noch beteiligten Apotheke unwahre Daten in die Kette einbringen: Diese hätten dann natürlich den Anschein der Echtheit, da die Zustimmung der Mehrheit vorliegt.

Dabei müssen die drei von mir exemplarisch genannten „Bösen“ noch nicht einmal wirklich böswillig handeln: stellen Sie sich nur einmal vor, ein böswillig progammierter Chatbot würde authentisch wirkende Mails an Hausarzt, Facharzt und Pflegekraft im o.a. Beispiel schicken und diese dadurch zu unwahren Transaktionen bewegen. Die Leistungserbringer wären gutgläubig – das Resultat im schlimmsten Fall fatal.

Fazit

Die Blockchain-Technologie bietet im fragmentierten und sehr sektoral funktionierenden Gesundheitsbereich enormes Potential. Insbesondere die jederzeitige Verfügbarkeit valider Patientendaten für alle Leistungserbringer kann die Versorgungsqualität in Deutschland verbessern und vermeidbare Fehler bei Diagnose, Behandlung und Arzneimittelgabe reduzieren. Darüber kann sie eine hohe Kostenersparnis bei der Verwaltung und Kommunikation der Leistungserbringer untereinander ermöglichen. Dem gegenüber steht ein gewaltiger Nachteil, was die Performance der Technologie betrifft und ein Risiko bei der Datensicherheit. Letzteres wird sich bei über das Internet verteilten Informationen niemals komplett ausschließen lassen. Durch den Einsatz von aktuellen Sicherheitsmechanismen sollte es aber als beherrschbar eingestuft werden können.

direction-255294_1920Immer wieder erstaunlich finde ich, wie sehr man in anderen Ländern auf die Chancen einer neuen Technologie fokussiert ist. In den im letzten Beitrag genannten Beispielen aus Kanada und den USA haben sich Beteiligte aus allen Sektoren des Gesundheitswesens mit Technologieanbietern zusammengefunden. Dabei scheint es ihnen zu gelingen, ihre berechtigten kommerziellen Interessen zu wahren und  gleichzeitig das Informationsbedürfnis, die Rechte und die Sicherheit von Patienten zu verbessern.

Wenn sich also Lösungen für das Performanceproblem und den damit einhergehenden hohen Speicherbedarf finden lassen, wäre es fahrlässig, sich nicht auch hierzulande noch intensiver mit Blockchain im Gesundheitswesen auseinander zu setzen.