Interview mit Jürgen Frasch zur Klimaneutralen Apotheke

Vorab in eigener Sache: diesen Blog finanziere ich privat, die Beiträge dazu recherchiere ich in meiner Freizeit. Alles, was ich hier schreibe, spiegelt meine persönliche Meinung wieder. Thematische Vermischungen mit meinem Arbeitgeber, der NOVENTI Health SE, versuche ich daher zu vermeiden, um eben die Neutralität dieses Blogs zu wahren. Das heißt mitnichten, dass ich mich von NOVENTI distanziere – ganz im Gegenteil! Seit einiger Zeit gibt es jedoch ein Thema, das ich nicht nur gut und richtig finde, sondern das mich regelrecht begeistert. Als Vater von 3 jungen Kindern sehe ich mit Sorge, wie das Thema „Klimawandel“ von der Corona-Pandemie aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt wurde. Dabei frage ich mich, wie es eine Gesellschaft, die beim Tragen von Mund-Nasen-Schutz-Masken schon dermaßen aufbegehrt und fast schon gespalten ist, die wesentlich größere Herausforderung der bevorstehenden Klimakatastrophe bewältigen will.

Und hier rückt die Aktion „Klimaneutrale Apotheke“ von NOVENTI ins Bild. Das Ziel dieser Aktion, die unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung steht: allen Apotheken in Deutschland soll die Klimaneutralität ermöglicht werden – und das auf ganz einfache Art und Weise. Während sich die Apotheke verpflichtet, Maßnahmen vor Ort durchzuführen, kompensiert NOVENTI im Gegenzug den CO2-Ausstoß jeder teilnehmenden Apotheke durch die Unterstützung eines Klimaprojektes zur Förderung von Windenergie in Indien. Apotheken, die sich ja in ihrer örtlichen Gemeinschaft in einer exponierten Position befinden, haben dabei durchaus eine Vorbildfunktion. Wenn die Apotheke sich klar zur Klimaneutralität positioniert – warum sollten andere Einzelhändler und Unternehmen im Ort dann nicht nachziehen? Nur gemeinsam ist die Herausforderung des Klimawandels zu bewältigen.

Und so war ich also auch sofort dabei, als mich meine Kollegen vom Marketing gefragt haben, ob ich nicht mit einigen Apothekern über die Klimaneutralstellung ihrer Apotheken sprechen möchte. Den Anfang machte am 14.09.2020 Jürgen Frasch. Er ist Inhaber von 4 Apotheken, seit 2011 Vorsitzender des FSA e. V. und hat mir im Interview, das jetzt auf der Homepage von NOVENTI veröffentlich wurde, verraten, welche Auswirkungen die Umstellung für ihn gebracht haben. Hier nun also ein Auszug aus dem Interview.

Giermann: Ich habe das Vergnügen mit Jürgen Frasch über das Thema klimaneutrale Apotheke zu sprechen. Lieber Herr Frasch, Warum sollten Apotheken einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten?

Frasch: Ich denke, dass es für uns alle nicht schlecht wäre, wenn wir alle einen möglichst kleinen Klimafußabdruck hinterlassen. Wir als Apotheker kümmern uns um die Gesundheit unserer Mitbürger. Da sehen wir uns in der Verantwortung für die Dinge, die uns alle indirekt und direkt betreffen. Wir sehen vor allem, dass es im Sommer deutlich mehr Allergiker gibt, zurückzuführen auf die Luftverschmutzung, Pollen etc. Die Entwicklung der Umweltverschmutzung nimmt seinen Lauf. Und ich denke, da kann es nicht schaden, Maß zu halten. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann – gerne!

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Giermann: „Klimaneutral“ ist ein Begriff, der nicht allen etwas sagt. Wie läuft das denn ab? Was sind die Schritte, die eine Apotheke durchlaufen muss, um als klimaneutral zu gelten?

Frasch: Als erstes ist wichtig, dass man eine Bestandsaufnahme vornimmt. Da fließt u.a. der Ressourcenverbrauch einer Apotheke ein, also der gesamte Energieverbrauch, Wasserverbrauch, aber auch die Isolation etc. Mir persönlich war wichtig, klimaneutrale Lieferfahrzeuge zu nutzen, mit dem Ziel emissionsfrei zu fahren. Da bin ich in der glücklichen Lage in der klimaneutralen Apotheke ein E-Auto zu haben.  

Giermann: …Und das fährt dann durch den Ort und wird von Ihren Kunden und potenziellen Kunden wahrgenommen.  

Frasch: Ja so ist der Plan. Wir wollen klar zeigen, dass wir versuchen die Umwelt möglichst wenig zu schädigen. Mit Erfolg: Hin und wieder wird es in der Bevölkerung gesehen und sehr positiv wahrgenommen. Ja, wir versuchen unsere Emissionen klein zu halten. Das trifft den Zeitgeist: Vor 20 Jahren wäre man ein Ökospinner gewesen, heute ist das Mainstream.  

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Giermann: […] Wie viel Zeit und Kosten haben Sie bis jetzt in die Umstellung jetzt reingesteckt?

Frasch: Ja gut, da fallen immer mal wieder Kosten an, die sind aber relativ marginal. Das wichtigste ist, dass man sich vorher Gedanken macht, z.B. beim Ausfüllen des Antrages, was nicht ganz so einfach ist. Man muss bei gewissen Punkten im Vorfeld nachdenken, wie man manches regeln will. Das ist aber innerhalb von zwei-drei Tagen machbar, dann kann man den Antrag stellen. Und für die Umsetzung: man muss im Nachhinein auch klimaneutral handeln, sonst bringt das Ganze nichts. Man ganz klar die Vorteile sehen, z.B. bei den E-Autos, und ich habe mittlerweile mehrere: zwei E-Autos und einen Plug-In-Hybrid. Die Autos sind durch die Subventionen so preisgünstig geworden, da hat man gegenüber dem normalen Verbrenner eine deutliche Einsparung.

Giermann: Das allein ist ein wichtiger Punkt.

Frasch: Unser lokaler Lieferverkehr ist die Domäne der E-Autos. So günstig können sie nie wieder fahren. 100 Kilometer kosten vielleicht 5 Euro Strom.

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Giermann: Wir ermitteln die Emissionen der Apotheken und schauen, wo wir direkt ansetzen können, um diese zu reduzieren. Beispielsweise durch den Austausch von Altgeräten und dem Wechsel des Stromanbieters. Aber irgendwann kommen wir an den Punkt, da ist das Ende der Fahnenstange erreicht und das sind dann die Emissionen, die übrig bleiben. Was passiert denn damit?

Frasch: Das ist das Schöne an NOVENTI: Dort wird dafür gesorgt, dass das Thema vorankommt. Da werden für die jetzige Zeit die Apotheken klimaneutral gestellt, indem NOVENTI Zertifikate kauft von nachweislich funktionierenden Projekten, wie z.B. dem Windkraftwerk-Bau für die Impfstoffproduktion in Indien. Das ist, finde ich, eine ganz interessante Geschichte. Den Hebel, den wir hier in der Bundesrepublik haben, der liegt weltweit betrachtet bei 3%. Doch wenn man es schafft, dass in den Schwellenländern an Stelle eines Kohlekraftwerks eine regenerierbare Energie wie Windkraft oder Wasserkraft eingesetzt wird, dann habe ich einen deutlich höheren Hebel. Ein Euro in der Bundesrepublik ist ein kleiner Beitrag, aber in Indien oder einem anderen Schwellenland wie Brasilien, ist die Kaufkraft und damit der Hebel ein ganz anderer.  

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Giermann: Wie sehen Ihre Mitarbeiter das Thema klimaneutrale Apotheke?

Frasch: Die tragen das mit. Und man muss sagen: ohne die Mitarbeiter geht es nicht. Das schönste Mülltrennungskonzept bringt nichts, wenn die Mitarbeiter nicht mitmachen. Dass wir klimaneutral handeln, ist auch ein interessanter Punkt für die Mitarbeiter und Bevölkerung und wird durchaus positiv zur Kenntnis genommen. Ich glaube, dass man dadurch über kurz oder lang einen effektiven Wettbewerbsvorteil hat. Wenn man überlegen kann, „gehe ich dorthin, wo man sich nicht drum kümmert oder gehe ich zu jemandem, der achtsam ist? Wo man darauf achtet und versucht Ressourcen zu sparen“. Das ist ein Argument, sicher nicht das absolut entscheidende, aber ich glaube, bei der Mitarbeitergewinnung spielen nachher Marginalien eine Rolle.  

Giermann: Ein Mosaiksteinchen von vielen.

Frasch: Genau, so sehe ich das auch.

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Zum kompletten Interview gelangen Sie über diesen Link: https://www.noventi.de/klimaneutrale-apotheken/erfahrungen-aus-erster-hand/
Dort wird das vollständige Interview bald auch als Video verfügbar sein.