Das E-Rezept ist das Top-Thema unserer Tage. Nicht nur, dass Veranstaltungen, in welchen vor Apothekern zu diesem Thema referiert wird, stets bestens besucht sind – auch die Statistiken in diesem Blog sind da sehr eindeutig. Zwei Beiträge zu diesem Thema habe ich dieses Jahr im Edikt von Cupertino verfasst – und natürlich sind sie mit Abstand die meistgelesenen Artikel im Jahr 2019. Unabhängig davon nehme ich seit einiger Zeit auch vermehrt wahr, dass sich immer mehr Apotheken im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken, zu diesem Thema positionieren: „ja, wir können E-Rezept.“ Gut so!

Ein sehr gelungenes Beispiel aus Facebook, der Originalpost ist hier verlinkt.
Letzte Woche ging es nun also in die nächste Etappe: in Baden-Württemberg startete das Pilotprojekt um den Geschützten E–Rezept Dienst der Apotheken, kurz GERDA. Während ich noch auf Rückmeldungen aus erster Hand von teilnehmenden Apotheken und Patienten warte, würde ich an dieser Stelle gerne einen Impuls loswerden, der mich in den letzten Tagen beschäftigt hat. Mit dem Start dieses Pilotprojektes sowie der weiteren noch in diesem Jahr anstehenden wird es auch Zeit für die Apotheken vor Ort, ihrerseits die nächste Stufe zu zünden. In dieser muss es darum gehen, ihren Kunden Orientierung zu geben.
Also versetze ich mich jetzt einmal in die Rolle Ihrer Kunden. Typisch für mich ist u.a., dass ich selten Bargeld dabei habe. Ich schaue also, wenn ich ein Geschäft betrete, immer an der Tür, welche Logos für bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten dort angebracht sind. Sehe ich dort Logos für EC-Karten (Maestro), Kreditkarten oder ApplePay, so ist alles gut, weil ich weiß, dass ich hier auch mit meinen „Bordmitteln“ bezahlen kann.

CREDIT CARDS WELCOME: auch für Ihre Kunden ein wichtiges Kriterium?
Sie merken schon, worauf ich hinauswill: auch für Ihre Kunden wird das E-Rezept am Anfang neu sein. Sie werden sich fragen, ob sie damit überhaupt zu ihrer Stammapotheke gehen können. Klar, wenn alle Ihre Stammkunden schon eine App aus Ihrer Apotheke auf dem Smartphone haben, um so besser. Aber was ist mit Laufkunden? Neu zugezogenen Patienten? Vergesslichen Menschen (wie mir)? Sie sollten jedem Passanten, der an Ihrer Apotheke vorbeiläuft, zeigen, dass Sie E-Rezepte annehmen können.
Dies wird besonders deswegen wichtig, weil wir uns mitten in einer Übergangszeit befinden. Zwar wurde im letzte Woche verabschiedeten Digitale Versorgung Gesetz der 30.09.2020 als Stichtag festgelegt, zu welchem alle Apotheken an die Telematik-Infrastruktur (TI) angeschlossen zu sein haben. Aber mit diesem Datum wird die Übergangszeit nicht enden.
Trotz diesen festen Stichtags gibt es nämlich mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die unterstreichen, warum Sie Ihre Kunden informieren sollten, dass Sie E-Rezepte annehmen können und wollen. Zunächst einmal wird in der ersten Stufe (auch „eRezept 1.0“ genannt) lediglich das ganz normale Muster-16-Rezept digitalisiert. Sonderformen der Verordnung, wie Betäubungsmittel oder Heil- und Hilfsmittel kommen erst nach diesem Stichtag mit dem sog. „eRezept 2.0.“ Überlassen Sie diese Differenzierung nicht Ihren Kunden! Des weiteren werden auch nach dem Stichtag nicht alle Rezepte auf einen Schlag in elektronischer Form ausgestellt werden können. Selbst Experten gehen davon aus, das zwei Jahre nach Start des E-Rezeptes immer noch 10 Prozent der Muster-16-Rezept auf Papier ausgestellt werden. Und schließlich steht das Datum 30.09.2020 zwar im Gesetz – aber was passiert mit Apotheken, die bis dahin nicht an die TI angeschlossen sind? Solange es noch Papierrezepte geben wird, ist der Schmerz dieser Apotheken gering. Setzen Sie sich also ab von ihnen und zeigen Sie, dass Sie offen sind für die „Innovation eRezept“ … die ja tatsächlich keine Innovation ist, sondern Standard in den meisten europäischen Ländern.

Drängt auf rasche Einführung des E-Rezeptes: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn; Bild © BMG
Folglich brauchen die fortschrittlichen Apotheken in Deutschland jetzt ein gemeinsames und allgemein verständliches Logo, ähnlich dem der Kreditkarteninstitute. Dieses Logo sollte auf Apotheken gebrandet sein; das rote Apotheken-A muss darin auftauchen. Bei Verbrauchern in Deutschland ist das eines der bekanntesten Markenzeichen überhaupt. Wenn es dann noch in etwa der Bildsprache des E-Rezepts auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums entspricht, ist zuätzlich noch ein Wiedererkennungseffekt für Patienten gegeben, die sich dort über das E-Rezept informiert haben. Ähnlich wie beim bargeldlosen Zahlen wissen Ihre Kunden mit einem „E-Rezept-Welcome-Logo,“ dass sie mit dem papierlosen Rezept bei Ihnen gut aufgehoben sind. Apotheken sind digital – zeigen Sie mit einem solchen Logo Ihre Digitalkompetenz für den Anwendungsfall E-Rezept unbedingt auch nach außen!
Und falls Sie keine Idee haben sollten, wie so ein Logo aussehen könnte … nun, ich hab mir mit einfachsten Bordmitteln das nachfolgende Beispielsbild zusammen gebastelt. Platz für Ihr Apotheken-Logo ist oben rechts – fertig. So etwas in der Art möchte ich gerne möglichst schnell in möglichst vielen Apotheken sehen! P.S.: Sie haben bis hierher gelesen, weil Sie gar keine Apotheke haben, sondern eine Arztpraxis? Dann formulieren Sie doch den Text auf dem Muster-Plakat einfach um in „#eRezept HIER ERHÄLTLICH“ und tauschen Sie das Apotheken-A durch das Logo Ihrer Praxis. Wäre doch toll für die Patienten, bei allen Leistungserbringen vergleichbare (und damit einfach zu verstehende) Symbole vorzufinden …
[…] das sicher weiß ist Florian Giermann, der auf seinem Blog „Das Edikt von Cupertino“ genau darüber schreibt. Lesenswert – wie immer […]
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[…] wenn Sie Ware direkt mitnehmen oder eine Verordnung – das Rezept – einlösen wollen. Aber das E-Rezept ist im Anflug, die ersten Pilotprojekte laufen schon seit Beginn des Jahres. Und spätestens seit […]
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[…] Außerdem beschreibe ich zwei Pilotprojekte, gebe Handlungsempfehlungen für Apotheken und zeige Best-Practice-Beispiele dafür, wie andere Apotheken hier schon jetzt aktiv auf ihre Kunden zugehen und ihnen sagen: „wir […]
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[…] Denn PESEL heißt in Polen die persönliche Personenidentifkationsummer, mit der man (u.a.) sein E-Rezept in der Apteka einlösen […]
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[…] hat sich weiter gedreht und der persönliche Austausch wird wichtiger denn je. Denn die Einführung des E-Rezepts hat längst begonnen und bald kommt auch noch die elektronische Patientenakte (ePA) hinzu. […]
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