Was wir vom ersten April lernen können

Was haben wir vergangenen Samstag gelacht! Eurowings verbietet Jogginghosen an Bord, der Papst entlastet Donald Trump und das Bundeswirtschaftsministerium fördert Social-Media-Influencer mit 3 Milliarden Euro. Tolle Geschichten und natürlich hat jeder sofort kapiert, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen. Klar, denn sie wurden ja auch am 1. April gepostet.

Apotheke Digitalisierung Nachhaltigkeit E-Rezept Fake News Vertrauen Wissenschaft

Aber warum sind wir eigentlich nur an einem Tag im Jahr so wachsam bei Nachrichten im Internet? Klar, das Framing macht es hier aus. Am 1. April rechnen wir damit, dass uns Blödsinn erzählt wird. Leider müssten wir jedoch auch an den übrigen 364 Tagen im Jahr (365 in Schaltjahren) mit der selben Geisteshaltung die Nachrichten, Tweets und Meldungen im Internet lesen. Denn an ihnen wird uns nicht weniger Bullshit serviert als am 1. April – nur merken wir es halt häufig nicht.

Nie in der Geschichte der Menschheit gab es ein Medium, das so gut geeignet ist, Informationen in Sekundenschnelle um die Welt zu transportieren und durch die Teilhabe jedes Menschen, der Zugang zum Internet hat, diese Information auch noch zu verstärken. Die negativen Auswüchse konnten wir in den Vergangenheit spüren. Die Spaltung der Gesellschaft während Corona und der Impfkampagne gehört dazu, oder im internationalen Kontext der Sturm auf das Kapitol am 06. Januar 2021 in Washington. Informationen werden veröffentlicht, medial verstärkt und führen zu einer Kettenreaktion, die im schlimmsten Fall Menschen das Leben kostet.

Apotheke Digitalisierung Nachhaltigkeit E-Rezept Fake News Vertrauen Wissenschaft

Im Internet kursieren sehr viele Informationen rund um die Gesundheit. Diese auf Richtigkeit zu überprüfen steht mir mangels Qualifikation nicht zu. Nur kritisch denken, das kann ich. Oder Menschen fragen, denen ich in solchen Fragen vertraue. Zum Beispiel eine Apothekerin oder einen Apotheker – das ist in meinem Fall einfach der Gesundheitsberuf, von dem ich die meisten Vertreter in meinem Bekanntenkreis habe. In den letzten Jahren konnte ich übrigens feststellen, dass es auch innerhalb eines Gesundheitsberufes stark differenzierte Meinungen zu Gesundheitsthemen gibt. Ich kenne Pharmazeuten, die Homöopathie ablehnen und ich kenne deren Fürsprecher. Ich kenne Apotheker, die sich bis heute nicht gegen Covid-19 haben impfen lassen und ich kenne welche, die selbst schon Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht haben. Die ganze Bandbreite ist dabei und erneut kann ich mangels Qualifikation nicht selbst beurteilen, wer Recht hat und wer nicht. Aber aus den Informationen, die mir vorliegen, kann ich mir mein eigenes kritisches Bild machen und danach meine Schlüsse ziehen. Da ich eben nicht nur eine Quelle – das Internet – sondern viele Quellen habe, ergibt sich bei Gesundheitsthemen dann häufig ein austariertes Bild, das mir zur Orientierung genügt.

Lasst uns daher auch vom 2. April bis zum 31. März stets hinterfragen, was wir im Internet lesen. Lasst uns lieber mit Menschen unseres Vertrauens über kontroverse Themen sprechen. In der Wissenschaft gibt es nicht die eine Wahrheit. Stattdessen gibt es Thesen, die solange als potentiell richtig angesehen werden, bis sie durch empirischen Nachweis widerlegt sind. Also sollten wir uns bei jeder Nachricht fragen, ob wir sie am 1. April auch glauben würden. Wenn die Nachricht diesen Lackmustest bestanden hat, dann können wir uns auch weiter mit ihr beschäftigen.