Kann man noch guten Gewissens auf Twitter bleiben?

Zu Twitter habe ich selbst eine emotionale Verbindung. Immerhin habe ich einen meiner engsten Vertrauten und besten Freunde, Jan Reuter, dort vor einigen Jahren kennengelernt. Klingt komisch, war aber tatsächlich so. Damals ist mir so ein Apotheker aufgefallen, der irgendwelche Punkrock-Sachen getweetet hat. Fand ich gut und hab’s also geliked, retweeted und kommentiert. Dem virtuellen Kennenlernen folgte dann irgendwann ein persönliches Kennenlernen über den Dächern von Mannheim. Das war im Jahr 2017, seitdem haben wir uns bei vielen Veranstaltungen gesehen und auch schon den ein oder anderen gemeinsamen Ausflug mit den Familien unternommen.

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Jan Reuter und ich auf der Expopharm 2022 in München

Aber Twitter war schon damals nicht wirklich wie Tinder – nur ohne Sex. Man hat dort nicht nur nette Menschen getroffen. Ganz im Gegenteil. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, voller Entsetzen Hassbotschaften und Fake News durchzulesen. Ganz schlimm wurde es zu Beginn der Covid-19-Pandemie, als Verschwörungstheorien noch ohne Warnhinweis zu lesen waren. Erst mit dem Deaktivieren des Accounts von Donald Trump im Januar 2021 nach dessen fehlgeschlagenem Staatsstreich dachte ich, dass sich Twitter bessern könnte.

Und jetzt also Elon Musk. Jemand, der offensichtlich in einer so anderen Realität lebt, dass die gemeinsame Schnittmenge allenfalls noch homöopathisch ist. Wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht und dabei seinen eigenen Narzissmus öffentlich zur Schau stellt, ist einfach nur noch widerlich. Wir können uns vermutlich noch nicht einmal ansatzweise vorstellen, was das mit den Menschen macht, die von einem Tag auf den nächsten so jemanden als Chef bekommen. Gesund ist das jedenfalls nicht. Deswegen sollte sich jeder, der noch ein Konto auf Twitter hat, überlegen, ob er mit seinen Daten diesen Egomanen noch weiter unterstützen will. Vieles spricht jedoch dafür, Twitter entweder ganz zu verlassen oder zumindest sämtliche Einstellungen radikal restriktiv anzupassen, um für den Fall der Fälle nicht zu viele Rückstände im Netz zu hinterlassen.

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Die einfachste Lösung ist das Löschen des eigenen Twitter-Accounts. Dann ist man ab diesem Moment raus, liefert keine neuen Daten mehr und macht nicht mehr mit in der menschenverachtenden Maschinerie des Mister Musk. Nur: all das, was man zuvor bislang auf Twitter gemacht hat, ist dadurch nicht weg. Ganz im Gegenteil, es gibt viele Unternehmen, die sich über eine Firehose-Schnittstelle Tweets völlig legal übermitteln lassen, bis zu 5.700 pro Sekunde. Dort verschwinden die Tweets nicht, selbst wenn man sein Konto auf Twitter löscht. Aktuell gehen diese Unternehmen ordentlich mit den Daten um, da ihnen ansonsten im schlimmsten Fall der Zugang zur Schnittstelle gesperrt werden würde. Was jedoch mit den Daten passieren wird, sollte Twitter die aktuelle Krise tatsächlich nicht überstehen, steht in den Sternen. Jedenfalls gäbe es den Anreiz der Schnittstellenweiternutzung dann nicht mehr.

Deswegen folgt hier noch der Link zum Thread eines Twitter-Users, in welchem erklärt wird, wie man seinen Account so „dicht“ wie möglich machen kann. Sollte Twitter dann tatsächlich den Bach runtergehen, hat man das Maximum an Sicherheit hinterlegt. Und wenn Twitter bestehen bleibt – dann hat man trotzdem nichts falsch gemacht:

Ich für meinen Teil bin mir noch unsicher, ob ich wirklich auf Twitter bleiben möchte. Wahrscheinlich bin ich zu neugierig, um ganz wegzugehen. Und ein wenig hege ich auch noch die Hoffnung, dass Elon Musk doch noch irgendwann in Richtung Mars aufbricht …