Wie wirken sich Automaten und Roboter auf die Mitarbeiter aus?

Eine äußerst interessante Studie aus dem Jahr 2021, deren Zusammenfassung unter diesem Link in englischer Sprache nachgelesen werden kann, kam zu dem Schluss, dass Roboter wahrlich nicht der beste Freund des Mannes sein können. Nicht nur würden sie den wirtschaftlichen Status erwerbstätiger Männer verschlechtern, nein, schlimmer noch – sowohl die Anzahl der Eheschließungen als auch die Geburtenrate seien rückläufig in Märkten, die hohen Raten an Automaten und Robotern aufwiesen.

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Verglichen wurden in der Studie 741 Regionen in den Vereinigten Staaten mit hoher sog. „Roboterexposition.“ Darunter versteht man Arbeitsmärkte, bei denen auf je 1.000 menschliche Arbeitskräfte mindestens zwei Roboter oder Automaten kommen. Dabei kam heraus, dass sich die Konkurenz von Robotern auf die Chancen auf dem jeweiligen Arbeitsmarkt unterschiedlich auf Männer und Frauen auswirkte. Beispielsweise sank das männliche Einkommen wesentlich stärker als das weibliche, wodurch die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern verringert wurde. Auch die Beteiligung am Erwerbsleben von Frauen wurde erheblich erhöht, während die der Männer unverändert bleibt. Die Folge: die Verhandlungsmacht von Frauen steigt, während sich diejenige von Männern eher verschlechtert. Automaten als Förderer der Gleichberechtigung – wer hätte das gedacht?

Ein weiterer Effekt konnte ebenfalls in der Studie festgestellt werden: die Familiendynamik war nämlich ebenfalls stark betroffen. Zwar entdeckten die Forscher keine Veränderung der Fruchtbarkeitsrate insgesamt, wohl aber innerhalb von Ehen. Dort ging sie um 12% zurück, während die Zahl der nichtehelichen Geburten um 15% zunahm. In Gebieten mit hoher Roboterexposition ging die Anzahl der Eheschließungen um 1% zurück, während die Zahl der Scheidungen um 9% anstieg.

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Die Anwesenheit von Automaten und Robotern an einem bestimmten Arbeitsplatz mindert also offenbar die Bereitschaft von Frauen, langfristige Bindungen wie die Ehe einzugehen. Auch wirkt sie sich deutlich weniger auf das Einkommen von Frauen aus als auf das von Männern. Das Ergebnis: sowohl die Zahl der Eheschließungen als auch die Fruchtbarkeit innerhalb der Ehe gehen zurück. Begründet werden kann das vor allem mit der Unsicherheit davor, dass der eigene Arbeitsplatz von Automaten oder Robotern ersetzt werden könnte und man, gerade als Mann in Amerika mit seiner noch traditionelleren Rollenverteilung als hierzulande, die Rolle des alleinigen Familienversorgers nicht mehr wahrnehmen könnte.

Was das mit den Apotheken in Deutschland zu tun hat? Nun, auch hier sind Automaten auf dem Vormarsch und viele Aufgaben, von der Planung des Botendienstes bis hin zur Preisauszeichnung in der Frei- und Sichtwahl, werden von Software übernommen. Die Ängste der Mitarbeiter, wie sie die Studie aus den USA aufgezeigt hat, gibt es auch bei uns – selbst in einer Branche, in der die Mehrheit der Mitarbeiterinnen weiblich ist, wie in der Apotheke. Ob diese Ängste wohl immer so klar artikuliert werden, wie sie die Zahlen aus der Studie aufzeigen? Zweifelhaft.

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Klar ist: gute Mitarbeiter in Apotheken sind gesuchter denn je. Eigentlich sollte niemand um seinen Job fürchten, der (die) in einer öffentlichen Apotheke angestellt ist. Für Inhaber:innen von Apotheken gilt daher um so mehr, ihre Mitarbeiter wertzuschätzen. Denn unser Arbeitsmarkt ist aktuelle in Zeiten von Corona und dem E-Rezept ohnehin schon stark von Unsicherheit geprägt. Wenn also in einen Kommissionierautomaten, elektronische Preisetiketten oder einen Chatbot für die Homepage investiert werden soll, sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern offen und transparent. Denn sonst riskieren Sie, was jedem Unternehmen droht, bei dem das Team nicht mitgenommen wird: die Guten gehen immer zuerst. Und genau das gilt es in den Apotheken vor Ort unbedingt zu vermeiden.

Wie so häufig ist auch hier Kommunikation der Schlüssel, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen.