Wenn Sie das hier auf Ihrem Smartphone lesen und Sie dieses auch nur mit einer Hand bedienen, dann ist die Chance groß, dass auch bei Ihnen bereits die ersten Symptome sichtbar sind. Um zu sehen, wie diese aussehen, suchen Sie am besten nach #smartphonepinky auf dem sozialen Netzwerk Ihrer Wahl. Unter diesem Hashtag werden seit einiger Zeit Bilder gepostet, die eine Delle oder, in extremen Fällen, sogar eine auffallende Deformierung des kleinen Fingers zeigen. Der Grund dafür liegt in den Mobiltelefonen. Die meisten von uns, so auch ich (s.u.), haben sich im Lauf der Jahre angewöhnt, das Handy mit nur einer Hand zu halten und zu bedienen. Der Daumen wischt und drückt, während das Smartphone in der Hand ruht – und der kleine Finger nach unten abstützt, wegen der Schwerkraft und so. Doch die Telefone wurden immer größer und leistungsfähiger – und immer schwerer. Diese Last bekommt der kleine Finger ab, teilweise mit sichtbaren (aber unansehlichen) Konsequenzen.

Vermeiden lässt sich der Smartphone-Pinky recht einfach. Entweder, indem man bei der einhändigen Bedienung das Smartphone mit der kompletten Hand umgreift, oder aber, wenn man es in der einen Hand hält und mit der anderen bedient. Allerdings kann es für diejenigen, die den oben gezeigten Griff bereits reflexartig anwenden, durchaus schwierig werden, sich davon dauerhaft zu verabschieden. Die Macht der winzig kleinen Angewohnheiten …
Dass Digitalisierung krank machen kann, ist nichts Neues. Im Zusammenhang mit dem Smartphone bekannt sein dürfte der Smartphone-Nacken. Dabei handelt es sich tatsächlich um einen klassischen Haltungsschaden, der durch die stets belastete Wirbelsäule verursacht wird. Belastet wird sie durch das lange Starren auf das Smartphone, bei dem der Kopf unnatürlich nach vorne geneigt wird. Mittelbar schädlich ist das Smartphone dann, wenn man seine Umgebung aufgrund der dauerhaften Ablenkung nicht mehr warhnimmt und zu sehr abgelenkt ist, um beispielsweise als Fußgänger noch sicher eine Straße zu überqueren. Und schließlich sind da auch noch die sozialen Netzwerke wie Instagram, auf denen sich die Schönen und die Reichen in ihrem tollen Leben fotografieren. Und auch, wenn es wissenschaftlich keinen nachweisbaren Zusammenhang gibt, so ist es zumindest plausibel, dass es Menschen gibt, die ihr eigenes Leben durch das permanente Vergleichen mit unbekannten Anderen weniger schön empfinden, als es tatsächlich ist. Und das wiederum kann durchaus ein fruchtbarer Nährboden für psychische Erkrankungen bis hin zur Depression sein.

Der Smartphone-Pinky ist im Vergleich dazu eine Lappalie. Die Dellen hinterlassen keine dauerhaften Narben auf dem kleinen Finger. Es gibt keine Mobiltelefone, die schwer genug sind, um der Hand bleibende, schmerzhafte Schäden zuzufügen, beispielsweise an den Nerven und Sehnen im kleinen Finger. Am ehesten vergleichbar ist der Smartphone-Pinky mit den Abdrücken, wie man sie nach dem Tragen einer Uhr am Arm oder auf dem Nasenrücken bei Brillenträgern sehen kann. Interessant ist dieser Vergleich vor allem, weil man sowohl die Armbanduhr als auch die Brille in der Regel den ganzen Tag über trägt. Wenn Sie also vergleichbare Abdrücke am kleinen Finger Ihrer Kunden feststellen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass diese Person viel zu viel Zeit an ihrem Smartphone verbringt.
Einen Blick auf den kleinen Finger der Kunden können Mitarbeiter in der Apotheke schnell und beiläufig werfen. Ein Großteil der Kunden kommt mit einer Verordnung, und egal, ob es sich um ein Muster-16-Rezept oder einen Ausdruck zum Abruf des E-Rezeptes handelt – stets kann man den kleinen Finger gut sehen. Erst, wenn die E-Rezepte dereinst flächendeckend von den Kunden über die gematik-App an Apotheken geschickt werden, reduziert sich im Zweifel auch der persönliche Kontakt.

Viel schlimmer als der Smartphone-Pinky sind übrigens weitere Konditionen, die ihre Ursache in der exzessiven Nutzung von Mobiltelefonen haben. Dazu gehören u.a. der sog. „SMS-Daumen,“ bei der die übermäßige Belastung des Daumens durch das Schreiben zu vieler Textnachrichten auf dem Handy zu Schmerzen führt. Ohne Verhaltensänderung wird dieser Handy-Daumen immer häufiger als Ursache für Schwellungen und Schmerzen in Daumen, Handgelenken und Händen erkannt. Die Folge können Arthritis, Sehnenentzündungen und so starke Schmerzen und Funktionsstörungen sein, dass in schweren Fällen sogar eine Operation indiziert sein könnte. Auch der sog. „Trigger-Finger“ (oder Fingerbeugertendinitis bzw. Tendovaginosis) werden mitunter auf zu lange Zeiten am Smartphone zurückgeführt. Eintönig repetitiver Gebrauch der Hände trägt zur Entstehung dieser Krankheit bei. Die pathologischen Veränderungen beginnen mit einer Verdickung oder Knotenbildung in der Sehne. Treten diese dann im Bereich der natürlichen ringförmigen Verengungen der Sehnenscheiden auf, so wird das Strecken oder Beugen des Fingers blockiert. Dann kommt es zum namensgebenden „schnellenden Finger,“ bei dem sich die Blockade plötzlich und mit einem schnappenden Geräusch löst.
Beide Hände zu verwenden, oder das Handy abwechselnd links und rechts zu halten, kann die telefonbedingten Schmerzen und Symptome ebenso lindern wie die Verwendung eines anmontierten Handygriffes. Damit bekämpft man jedoch nur die Symptome, nicht die Ursache. Diese können nur die Betroffenen selbst beseitigen – indem sie weniger Zeit am Telefon verbringen. Das Smartphone stundenlang in der Hand zu halten ist nämlich vor allem deswegen gefährlich, weil es darauf hinweist, dass die Person vermutlich kein Leben hat. Hier ist Unterstützung geboten, denn tatsächlich ist der kleine Finger dann das geringste Problem. Er erholt sich schließlich jede Nacht von selbst.
[…] haben. In Zeiten, in den Menschen viel Zeit vor ihrem Smartphone verbringen, so dass es sogar das Krankheitsbild des „Smartphone-Pinky“ gibt, sollte es da doch irgendetwas geben, dass zu Gesundheit passt und nicht komplett daneben oder […]
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[…] denken, dass ihre Geheimnisse irgendjemanden interessieren würden, während sie gleichzeitig sie jede Nichtigkeit auf Social Media posten. Verstehe ich auch. Aber dadurch hast Du Dich, befürchte ich, dem wichtigsten […]
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