Social Media – Dein Freund und Hashtag

Am 21.03.2018 war so ein Aha-Moment für mich. Die Mittagspause auf der jährlich in Berlin statt findenden DigitalkonferenzVISION.A von apotheke-adhoc war gerade vorbei und Prof. Klemens Skibicki hatte die undankbare Aufgabe, die vom tollen Buffet gesättigten Konferenzteilnehmer aus ihrem „Fresskoma“ zu holen – doch damit hatte der überhaupt kein Problem. In einem absolut mitreißendem Vortrag – für mich der Beste seit langer Zeit – räumte er mit vielen Vorurteilen über die digitale Transformation auf und bewies, dass nicht die Technik das Problem am schleppenden Wandel ist, sondern das Unvermögen vieler Menschen, sich auf neue Gegebenheiten einzulassen – selbst wenn jetzt schon klar ist, dass die Digitalisierung nicht mehr weggehen wird.

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Prof. Klemes Skibicki auf der VISION.A 2018 #va18

Verdeutlicht hat er das (u.a.) an einem schönen Beispiel im Zusammenhang mit sozialen Medien: in vielen Unternehmen gibt es noch sog. „Social-Media-Beauftragte“. Diese vergleicht er mit den Telefonistinnen aus den Pionierzeiten des Telefons. Wie ist das denn in Ihrer Apotheke? Dürfen da alle telefonieren? Natürlich! Und wer ist für das Facebook-Profil Ihrer Apotheke verantwortlich? Soziale Medien sind eine neue Form der Kommunikation. Und für die Kommunikation Ihres Unternehmens Apotheke sollte sich eigentlich jeder Mitarbeiter zuständig fühlen und diese Kommunikation auch mit der gebotenen Verantwortung vornehmen können.

Und letztlich ist es eigentlich auch gar nichts so Neues, seiner Umwelt eine Nachricht zu hinterlassen. Oder meinen Sie, die Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen waren etwas anderes als Statusmeldungen, wie wir sie von Facebook kennen?

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„Habe heute einen widerspenstigen Bullen erwischt, es gibt nur vegetarisch zum Abendessen.“

Zurück nach Berlin. Abends, auf dem Rückweg ins Hotel, kam ich an der East Side Gallery vorbei – dem längsten noch erhaltenen Teilstück der ehemaligen Berliner Mauer, das heute als Open Air Galerie Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Auf einem Mauerstück stand der Spruch „Politik ist die bloße Forstsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ – eine Anspielung auf die Abhandlung „Vom Kriege“ des Generals von Clausewitz … nur dass dieser die Worte „Politik“ und „Krieg“ eben gerade vertauscht hatte. Typisch Berlin, dachte ich mir. Erst später fiel mir dann aber ein, dass man diesen Spruch auch hervorragend für die digitale Transformation anpassen kann:

Digitalisierung ist die bloße Fortsetzung der Kommunikation mit anderen Mitteln.

Ich bilde mir ein, dass mir dieser Spruch selbst aufgrund meiner Gedanken zum Vortrag und des Mauerstücks eingefallen ist. Aber vielleicht kam er auch genau so im Vortrag vor, dann bitte ich um Nachsicht …

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Der eben erwähnte Abschnitt der East Side Gallery

Wenn nun aber Digitalisierung nichts weiter ist als Kommunikation im IT-Zeitalter, was sind dann soziale Medien? Ein paar Beispiele: auf Instagram folgen wir dem Travelblogger und freuen uns an seinen tollen Fotos. Auf Twitter regen wir uns über den unsäglichen Donald Trump auf und liken die Beiträge, die ihn am Schönsten durch den Kakao ziehen. Auf Facebook und in WhatsApp sind wir in Apothekengruppen und haben Vertriebstrainer abonniert. In Sozialen Medien treffen wir uns also mit Gleichgesinnten – sie sind die Stammtische des 21. Jahrhunderts!

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Social Media: der Stammtisch des 21. Jahrhunderts

Nur: wie finde ich denn den für mich richtigen Stammtisch? Hier kommt der Hashtag ins Spiel! Der Hashtag (das Zeichen „#“) wird zum Verschlagworten von Beiträgen in sozialen Medien verwendet. Man kann damit Nachrichten oder Inhalte zu bestimmten Themen schnell und einfach auffinden. Auf der Startseite von Twitter sieht man sogar, welche Hashtags momentan „trenden„, also besonders häufig verwendet werden.

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Hashtags kann man auch ganz analog basteln …

Nahezu jeder Beitrag in sozialen Netzwerken enthält einen oder mehrere dieser Hashtags und natürlich kann man sie hervorragend nutzen, um seine Zielgruppe auf sich aufmerksam zu machen. Hierzu möchte ich 2 Beispiele aus einer völlig anderen Branche zeigen – deren Anwendungsfall sich aber 1:1 auf die Apotheke übertragen lässt.

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Auf der Terrasse vom Kinderhotel Oberjoch im Allgäu

Wenn sie den Hashtag #machtfamilienglücklich eingeben, dann finden Sie auf Instagram, Facebook und Konsorten Beiträge über das „Kinderhotel Oberjoch„, in dem ich 1-2 Mal im Jahr verlängerte Wochenenden zum Erholen und Abschalten mit meiner Familie verbringe. Wir erreichen es in wenigen Stunden mit dem Auto und freuen uns jedes Mal, wenn wir dort ein paar entspannte und sorgenfreie Tage verbringen können.

Und jetzt suchen wir mal nach diesem Hashtag: #timelessmemories … gefunden? Bei diesem Hashtag findet man nahezu ausschließlich Beiträge vom „Long Beach Hotel & Resort“ auf Mauritius. Hier haben wir kürzlich einen einmaligen Urlaub verbracht – Timing und Angebot haben perfekt gepasst. Anders als ins Allgäu werden wir aber nach Mauritius eher nicht regelmäßig wiederkehren …

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Long Beach, Mauritius

Zunächst mal der Vergleich zur Apotheke: das Kinderhotel Oberjoch entspricht unserer „Stammapotheke“. Wir fahren dort gerne und seit einigen Jahren immer wieder hin. Wir werden diesem Ferienziel auch nicht untreu … es sei denn, es liegt etwas besonderes vor. Wie beim Long Beach – unserer Apotheke zur „Akutversorgung“, wo wir eher „ausnahmsweise“ hingeflogen sind.

Wenn Sie sich jetzt mal mein Urlaubsbild von Mauritius anschauen, dann fällt es Ihnen sicher gleich auf. Am Strand, mit Blick auf den Indischen Ozean, steht ein Aluminiumrahmen. Dort stellen sich den ganzen Tag Touristen rein und machen Fotos und Selfies. Mit ganz wenig Aufwand bietet dieses Hotel seinen Gästen alles, was diese für zeitlose Erinnerungen (#timelessmemories) brauchen. Oben auf dem Rahmen steht der Hashtag #longbeachmauritius – auch unter diesem findet man das Resort. Und was macht jeder Tourist, nachdem er das Foto geschossen hat? Er veröffentlicht es auf seinen sozialen Netzwerken. Und weil der Hashtag schon so schön auf dem Foto zu sehen ist, übernimmt man ihn doch gleich mit in den Text, der das Bild begleitet. Und schon machen die Hotelgäste Werbung für das Hotel – der Kunde wird zum Empfehler – bzw. zum Fan.

Wagen wir den Transfer auf die Apotheke. Ähnlich wie beliebte Reiseziele haben auch Apotheken das Potenzial, positive Emotionen beim Kunden hervorzurufen. Durch ansprechende Raumgestaltung (Farben, Pflanzen, Produkte), freundliche Mitarbeiter oder auch interaktive Tools werden unterschiedliche Reize angesprochen auf die wiederum bestimmte Menschen sehr positiv ansprechen. Was spricht zum Beispiel dagegen, im Schaufenster einer Apotheke mit toller Dermokosmetik einen Aufkleber mit dem Hashtag „#meinehautsagtdanke“ anzubringen? Schon kann sich der Kunde mit einem Selfie vor dem Schaufenster verewigen und (kostenlos) Werbung in seinem sozialen Netzwerk für diese Apotheke machen. Und wenn sich ein Kunde für Kosmetik interessiert ist die Chance sehr hoch, dass seine Bekannten dieses Interesse teilen …

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Wer „#meinehautsagtdanke“ sucht, findet übrigens Tätowierstudios und keine Apotheke …

Es gibt tausende Ideen, mit welchen Hashtags Sie Ihre Kunden zu Selfies mit anschließender Gratiswerbung animieren können. Selbst wenn Sie Selfies doof finden: es gibt sie nun mal und nichts ist wirksamere Werbung als die Empfehlung eines Freundes.

  • Eine Apotheke mit viel Naturheilkunde und dem dazugehörigen Kundenstamm kann beispielsweise #natürlichgesund verwenden
  • Die Diabetes-Schwerpunktapotheke kann diesen Hashtag verwenden: #gutaufgelegtweilguteingestellt
  • Apotheken, die viele Sportler versorgen und diese gut beraten können verwenden #topfitinrichtunggesundheit
  • Und wer sich  #revolutionpharmacy ins Schaufenster kleben sollte, können Sie sich vermutlich denken …

Ihrer Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Sie sollten mit positiven besetzten Wörtern, die sich auf den gesunden Zustand beziehen arbeiten. Symptome und Krankheitsbilder würde ich eher nicht verwenden, denn wenige Menschen haben den Mut, damit offen umzugehen.

Wenn Sie „Ihren“ Hashtag gefunden haben, dann sind Sie schon mal einen Schritt näher am Patienten. Denn Sie haben es ihm leicht gemacht, Sie zu finden. Und zwar nicht mit dem Namen Ihrer Apotheke – sondern mit Ihrem ganz persönlichen „Nummernschild“ auf der Autobahn der sozialen Netzwerke …