Wie viele Apotheken gibt es im Metaversum?

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Freunden der gepflegten Science-Fiction Literatur dürfte der Begriff Metaversum nicht unbekannt sein. Bereits im Jahr 1992 verwendete der großartige Neal Stephenson den Begriff in seinem Welterfolg „Snow Crash“ als Bezeichnung für einen zukünftigen Nachfolger des Internets. In diesem bewegen sich die Nutzer nicht mit Hilfe eines Browsers, sondern bedienen sich Virtual-Reality Headsets und haptischen Handschuhen, um als Avatare durch die virtuelle Realität zu streifen. Als Avatar bezeichnet man dabei eine künstilche Person oder Grafikfigur, die einem Benutzer fest zugeordnet wird und anhand derer er von seinem Umfeld erkannt werden kann. Im Metaversum werden die Erfahrungen der Nutzer nicht durch die Grenzen der Physik beschränkt, sondern können das richtige Leben im positiven wie im negativen Sinne sogar noch übertreffen. Der Roman spielt folglich auch in zwei Ebenenen, nämlich zum einen in der „echten“ Wirklichkeit und zum anderen in der virtuellen, in welcher es mitunter ganz schön zur Sache geht. Auch „Ready Player One“ von Ernest Cline aus dem Jahr 2011 spielt sowohl in einer dystopischen Zukunft als auch in einem Metaversum namens „OASIS“ und wurde 2018 von Steven Spielberg verfilmt. Falls Sie die Bücher noch nicht gelesen haben, sollten Sie das schnellstmöglich nachholen. Ich habe beide regelrecht verschlungen!

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Mit Second Life gibt es seit 2003 auch ein weniger aufwändiges Metaversum im Internet. Man braucht dafür nämlich keine VR-Brille, sondern kann sich ganz traditionell mittels des Browsers als Avatar in einer von den Benutzern gestalteten virtuellen Welt bewegen. In dieser können sie mit anderen Benutzern kommunizieren, interagieren und sogar Handel betreiben. Städte wie Berlin, Köln oder München wurden in der Blütezeit von Second Life sogar teilweise detailgetreu nachgebaut. Einige Jahre lang galten browserbasierte Metaversen sogar als erfolgversprechende Investitions- und Zukunftsprojekte – aber dann kam die auch nicht ganz so wirkliche Realität von Social Media und beendete den Höhenflug von Second Life und Konsorten. Heute führen sie ein Nischendasein mit wenigen Millionen Usern weltweit.

Vereinendes Element der Metaversum-Konzepte ist die Flucht aus der Realität in eine vermeintlich bessere Welt. In den Romanen, die meist in einer nicht ganz so fernen Zukunft spielen, wird diese meist als sehr düster beschrieben. Zivilatorischer Rückschritt, Umweltverschmutzung und die Zunahme von Gewalt machen für die Protagonisten dieser Geschichten die Zeit im Metaversum zu mehr als nur einem Zeitvertreib. Parallelen zu unserer Zeit, mit Krieg in der Ukraine, einer seit zwei Jahren andauernden Pandemie, welche unsere Gesellschaft tief gespalten hat, dem Klimawandel und Politikern wie Bolsonaro, Orban und dem mit seiner Rückkehr auf die Weltbühne kokettierenden Trump, sind unübersehbar. Gäbe es ein Metaversum, in welchem man all das ausblenden, unbeschwert seine Tage verbringen und dabei sogar noch sein Freunde treffen könnte, wären die Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Ich jedenfalls würde mich direkt einloggen.

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Nun heißt seit Ende Oktober 2021 der Facebook-Mutterkonzern Meta. Das ist natürlich kein Zufall. Dessen Gründer Mark Zuckerberg kennt als Informatiker natürlich das Konzept des Metaversums. Wenn man jetzt auf die Produktpalette des Meta-Konzerns schaut, wird sofort klar, wie bewusst der Name Meta gewählt wurde. Neben den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram), den dazu gehörien Messenger-Diensten (plus WhatsApp) gibt es im Portfolio auch E-Commerce- und Recruiting-Lösungen. An einer Zahlungsdienstleistung wird derzeit gearbeitet. Mit Oculus gehört Meta auch einer der weltweit führenden Hersteller von VR-Headsets. Wie gesagt, all das ist kein Zufall.

So wird aus vielen Mosaiksteinchen ein klares Bild. Das Facebook-Metaversum wird kommen! Dabei werden die bekannten Mechanismen, Menschen mit ähnlichen Interessen miteinander zu verknüpfen, sehr zielführend sein. Und natürlich ist und bleibt Facebook die größte Werbeplattform der Welt. Die Conversion, also das Überleiten von Kaufinteressenten an den Anbieter einer Ware oder Dienstleistung, ist dabei die Disziplin, die Facebook wie kein Zweiter beherrscht. Denn anhand der gesammelten Daten kennt Facebook häufig die Vorlieben seiner Anwender besser als diese selbst. Mit den VR-Brillen taucht man schließlich mit seinem gesamten Bewusstsein ein in diese virtuelle Welt. Je immersiver dabei die Erfahrung im Metaversum ist, umso weniger wird man sich auch den Kaufimpulsen entziehen können, von denen man permanent umgeben sein wird. Dank integrierter Zahlungsdienste muss man sich noch nicht einmal ausloggen, wenn man einem solchen Impuls nachgeben möchte.

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Wie die Verschwörungstheorien und die renitenten Impfskeptiker zeigen, sollte man bei allem, was dem Schoss sozialer Netzwerke entspringt, skeptisch sein. Aber stellen wir uns doch nur ein Metaversum vor, in dem die Menschen gerne ihre Zeit verbringen. Menschen, die – wie ich – seit zwei Jahren aus dem Homeoffice arbeiten, könnten theoretisch sogar schon heute in einem Metaversum zur Arbeit gehen. Welchen Unterschied würde das letztlich machen? Aber natürlich muss in so einer virtuellen Wirklichkeit auch auf die Gesundheit, vor allem vermutlich die psychische, geachtet werden. Vorhang auf für die Apotheke im Metaversum.

Auf Facebook sind inzwischen vermutlich alle deutschen Apotheken vertreten. Warum also nicht auch im Metaversum? Dort könnte man sich beraten lassen, vom Avatar eines Teammitglieds oder in einem Videocall über Messengerdienste. Einkäufe könnten über integrierte E-Commerce-Lösungen direkt abgewickelt und über Botendienste unmittelbar abgewickelt und in kürzester Zeit ganz reell zugestellt werden. An Ärzte könnte bei Bedarf direkt vermittelt werden und diese dann nach Möglichkeit per Telemedizin behandeln und E-Rezepte an den Avatar der Patienten schicken. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) könnten direkt in der Apotheke im Metaversum eingelöst und vom Apothekenteam installiert und in Betrieb genommen werden.

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Vor 15 Jahren dachte noch keine Apotheke daran, Mitarbeiter abzustellen, um ihre Auftritte auf Facebook oder YouTube zu pflegen. Heute gibt es Apotheken, die hierfür Vollzeitkräfte angestellt haben. Mit dem Metaversum wird es nicht anders werden. Die Conversion, also die Umwandlung von Kontakten in Umsatz, wird darin noch effizienter erfolgen als in den heutigen Online-Shops. Wenn wir heute von hybriden Apotheken sprechen, meinen wir damit Apotheken, die sowohl online und offline auffindbar sind und mit ihren Kunden kommunizieren. Sobald die erste Apotheke im Metaversum ihre virtuellen Pforten öffnet, wird man unter hybriden Apotheken solche verstehen, die sowohl im Metaversum als auch in der Wirklichkeit ihre Kunden bedient. Meinetwegen darf bis dahin die Wirklichkeit aber gerne wieder etwas weniger dystopisch werden, als sie das im Moment gerade ist …