So gut wie jede Apotheke hat heute eine eigene Facebook-Seite. Auch auf vielen anderen sozialen Netzwerken, wie Instagram oder Twitter, findet man schon viele Apotheken. Die Inhalte der Posts reichen in der Regel von den aktuellen Angeboten aus dem Flyer, bevorstehenden Aktionen in der Apotheke bis hin zum Hinweis auf den nächsten Notdienst. Das ist ziemlich praktisch für die Kunden der Apotheke, fördert die Vernetzung und die Kommunikation mit diesen und bindet sie im Idealfall auch noch an die Apotheke.

Daumen hoch für die Apotheke, die sich sowohl vor Ort als auch online um mich kümmert!
Als Privatpersonen sind ebenfalls viele Apotheker, PTAs und PKAs auf Social Media aktiv. Toll für die Kunden, wenn sie nicht nur Follower der Apotheke sein können, sondern dazu auch noch mit der Inhaberin oder dem Inhaber vernetzt sind. Und die Nutzung sozialer Netzwerke in der Apothekenbranche geht sogar noch weiter: in Facebook-Gruppen tauschen sich die Pharmazeuten untereinander aus. Die Themen reichen von der Digitalisierung der Apotheke über die Nutzung der Warenwirtschaft bis hin zu steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Themen. Eigentlich ist Facebook heute schon die größte Erfa-Gruppe Deutschlands – ganz ohne Reisekosten und Teilnahmegebühren.
Die Nutzerzahlen von Facebook wachsen indessen stetig weiter. Im 2. Quartal 2019 veröffentlichte Facebook die beeindruckende Zahl von weltweit etwas über 2,4 Milliarden aktiven Nutzern. Das ist beinahe ein Drittel der Weltbevölkerung. Und von einem Rückgang der Nutzerzahlen kann keine Rede sein: Quartal für Quartal nutzen mehr Menschen Facebook aktiv. Derzeit ca. 1,6 Milliarden Menschen nutzen es sogar täglich. Natürlich ist es absolut sinnvoll, das darin liegende Potential auch für die eigene Kommunikation zu nutzen. Wenn Ihre Kunden auf Facebook sind, dann sollten Sie auch dort sein. Sonst nimmt Ihren Platz wahlweise einer Ihrer Wettbewerber, eine der in- oder ausländischen Versandapotheken oder, schlimmer noch, ein gut getarnter Chatbot ein, der gefälschte Arzneimittel aus dubiosen Quellen vertreibt.

Dabei sein ist alles – auf dem größten Marktplatz aller Zeiten
Aber wie wird sich Facebook eigentlich weiter entwickeln? Ich denke, dass wir mit sozialen Netzwerken noch nicht genügend Erfahrung haben, um auch nur ansatzweise konkret sagen zu können, wie lange es Facebook (und all die anderen) überhaupt geben wird. Die meisten Webseiten, Suchmaschinen, eCommerce-Portale und auch sozialen Netzwerke hatten immer eine Phase hoher Popularität und verloren dann nach und nach sowohl an Beliebtheit als auch an Nutzerzahlen und verschwanden. Wer erinnert sich denn heute noch an AltaVista, Webvan oder die Lokalisten? Und wieso sollte Facebook diesem Muster nicht ebenfalls folgen?
Aber gehen wir, um das Gedankenspiel zu Ende zu denken, auf das ich Sie mitnehmen möchte, einfach einmal davon aus, dass es Facebook auch weiterhin geben wird. Die einzig absolute Wachtusmbegrenzung ist die gesamte Weltbevölkerung – mehr (private) Nutzer als Menschen auf Erden leben, wird Facebook nicht haben können. Derzeit leben etwas über 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde. Diese Zahl wird wohl noch eine gewisse Zeit lang steigen. Da die Geburtenraten in den reichsten Ländern der Welt bereits seit über einer Generation rückläufig sind, gehen Experten davon aus, dass sich die Gesamtbevölkerungszahl der Erde im Jahr 2100 bei etwa 11 Milliarden Menschen einpendeln wird – dann aber endgültig nicht mehr weiter wachsen wird.

Bei 11 Milliarden soll Schluss sein …
Gelingt es Facebook also, weiterhin ein Drittel dieser Menschen als aktive Nutzer zu gewinnen, so sprechen wir von etwa 3,6 aktiven Milliarden Facebook-Nutzen im Jahr 2100. Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass darin die 2,4 Milliarden heutiger Nutzer noch enthalten sein werden. Oder anders ausgedrückt: es wird also irgendwann einen Kreuzungspunkt geben, zu welchem Facebook mehr Profile von verstorbenen Menschen enthalten wird als von lebenden. Und tatsächlich machte Ende April eine Meldung die Runde, wonach im Jahr 2070 mehr tote als lebende Nutzer auf Facebook registriert sein könnten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam übrigens der Autor/ Blogger Randall Munroe in seinem ebenso kurzweiligen wie lehrreichen Buch „What If? Was wäre wenn?“ welches bereits 2014 veröffentlicht wurde.
Wenn ein registrierter Facebook-Nutzer stirbt, haben seiner Hinterbliebenen im Grunde zur Zeit zwei Möglichkeiten: sie können das Profil des Verstorbenen in einen Gedenkzustand versetzen lassen oder die Löschung des Profils beantragen. Im Gedenkzustand kann sich niemand mehr anmelden, neue Freunde können nicht mehr akzeptiert werden. Dafür können Freunde Erinnerungen in der Chronik des Verstorbenen teilen. Außerdem bleiben die geteilten Inhalte des verstorbenen Nutzers erhalten und Freunde können ihm noch Nachrichten schicken. Verstorbene Nutzer tauchen hingegen nicht mehr in Vorschlägen auf, zum Beispiel als „Personen, die du vielleicht kennst„. Die Löschung ist deutlich komplizierter, da man mit Geburts- und Sterbeurkunde des Verstorbenen dessen Ableben dokumentieren muss. Auch den eigenen Status als Angehöriger des Verstorbenen muss man nachweisen. Gelingt all das, wird das Profil des Toten binnen 48 Stunden gelöscht.
All dies wirft jede Menge Fragen darüber auf, wie wir mit dem digitalen Erbe unserer Verstorbenen umgehen. Die Grundbausteine dessen, was ein menschliches Leben ausmacht, haben sich auch durch die Digitalisierung nicht verändert. Wir essen, trinken, lernen, wachsen auf, kämpfen, verlieben uns, setzen Nachwuchs in die Welt, werden krank und wieder gesund und irgendwann sterben wir. Für all diese Lebensphasen gibt es je nach Ort, Zeitalter und Kulter unterschiedliche gesellschaftliche Normen.
Unserer Generation fällt dabei – wie jeder Generation zuvor auch, übrigens – die Aufgabe zu, die neuen Spielregeln für die alten Spiele zu schreiben. Wir lernen gerade, wie wir im Internet Kunden ansprechen, Erfahrungen austauschen und uns miteinander vernetzen. Früher oder später werden wir auch herausfinden, wie man darin trauert – und das digitale Erbe unserer Liebsten würdevoll und mit Respekt für die Nachwelt aufbewahrt.
P.S.: haben Sie für Ihr Facebook-Profil einen Nachlasskontakt hinterlegt? Falls nein, so sollten Sie dies tun. Die Anleitung hierzu finden Sie unter diesem Link.