Warum ich mit Zuversicht (für die Apotheken) ins Jahr 2021 blicke

Endspurt. Das Jahr 2020 war herausfordernd. Wir alle werden es für immer als das Jahr in Erinnerung behalten, in dem das Undenkbare geschehen ist. Eine Pandemie hat sich über den Globus ausgebreitet und unser bisheriges Leben komplett auf den Kopf gestellt. Das zeigt sich auch optisch. Gut erkennbar ist es beispielsweise an den Apotheken: weltweit schaut nicht eine einzige Apotheke heute noch so aus, wie vor einem Jahr. Plexiglasscheiben am Handverkaufstisch, Desinfektionsmittelspender und Maskenpflicht sind nur die offensichtlichsten Merkmale. Auch in Arztpraxen und im Einzelhandel kann man diese Auswirkungen von Corona betrachten. Dazu kommen die nicht sichtbaren Auswirkungen: soziale Kontakte kamen weitgehend zum Erliegen. Auch kulturelle Veranstaltungen finden nicht mehr statt. Und auch wenn man sich in Videokonferenzen austauschen (und sogar ein Gläschen Wein zusammen trinken) kann – es ist nicht dasselbe, wie abends nach einem Kongress noch an der Bar zu sitzen und in vertrauter Runde über Gott und die Welt zu sprechen. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben – wie schon Rilke schrieb …

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Die schlechte Nachricht dabei ist: momentan kann ich mir gar nicht vorstellen, dass das, was ich im letzten Satz beschrieben habe, in der Form wiederkommen wird, wie wir es von vor Corona kennen. Natürlich werden wir uns wieder persönlich treffen, es wird Präsenzveranstaltungen geben und ich weiß jetzt schon, dass ich bei meinem nächsten Besuch einer Großveranstaltung Tränen in den Augen haben werde – egal, ob es ein Spiel des FCK in der Dritten Liga auf dem „Betze“ sein wird, das Konzert von Mark Forster nächsten Sommer an gleicher Stelle oder ein anders der vielen Events, für die ich noch Tickets besitze, deren Gültigkeit für den Nachholtermin in 2021 uns zugesichert wurde. Aber ob das noch in 2021 sein wird, daran habe ich starke Zweifel – es gibt zu viele Unsicherheiten und Variablen, als dass man sich das schon fest in den Kalender eintragen sollte.

Dennoch blicke ich voller Zuversicht in das Jahr 2021. Apotheken sind so gut positioniert wie seit Langem nicht mehr. Während der Pandemie haben sie gezeigt, dass sie systemrelevant und wirklich unverzichtbar sind, wenn es darum geht die Versorgung gerade derjenigen Menschen, die auf medizinische Versorgung angewiesen sind, sicher zu stellen. Als im März die Arztpraxen zu kollabieren drohten, waren die Apotheken nicht nur erreichbar, sondern man konnte dort auch mit jemandem über seine Sorgen sprechen. Zumindest ich stand stets empathischen und kompetenten Ansprechpartnern gegenüber. Die Aktion mit den Masken jetzt zum Jahresende hat sicherlich viele Dimensionen, man kann vieles davon kritisieren oder gutheißen. Für mich steckt darin aber auch ein unmissverständliches Zeichen, dass die Politik verstanden hat, für wie wertvoll siedie wohnortnahe Gesundheitsversorgung hält. Dass bei diesem konkreten Thema noch einiges im Fluss ist, sollten wir als Chance begreifen und mitgestalten – so, wie viele Apotheker*innen das bereits tun.

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Unter Mitgestalten verstehe ich nicht nur das aktive Betreiben von oder Mitwirken bei Corona-Testzentren. Dies ist jedoch ein gutes Beispiel von vielen, sich zu positionieren, dabei etwas Gutes zu tun und am Ende das eigene Leistungsspektrum – idealer Weise profitabel – erweitert zu haben. Viel wichtiger noch als das ist meines Erachtens das Signal in Richtung Bevölkerung und Politik: „seht mal her, auch das können wir!“ An dieser Stelle zeigt sich schon jetzt, dass alte Silos anfangen zu bröckeln und ihre Wände durchlässiger werden. Ärzte und Apotheker, die „Hunde und Katzen des Gesundheitswesens,“ sprechen nicht nur miteinander, sondern sie arbeiten Hand in Hand und gehen Kooperationen ein. Darauf lässt sich aufbauen.

Apotheken sind nicht nur niederschwellig und ohne vorherigen Termin jederzeit erreichbar. Sie sind auch die letzte Instanz zwischen Arzt und Patient und somit die letzten, die ein Malheur noch verhindern können, bevor Patient und Medikament miteinander alleine gelassen werden. Und, wie sie in den letzten beiden Wochen gezeit haben: selbst bei kurzfristigen Aktionen machen Apotheker*innen das Umögliche möglich. Das sind sehe übrigens nicht nur ich so, sondern auch Ärzte bemühen sich in letzter Zeit vermehrt um die Apotheken. Ich war in letzter Zeit in mehreren Projekten mit Medizinern an einem (virtuellen) Besprechungstisch gesessen. Jedesmal ging es darum, dass auch Apotheker fester Bestandteil von innovativen Konzepten werden. Denn den Beteiligten solcher Projekte ist eines glasklar: ohne die Apotheken sind die Versorgungsprojekte der Zukunft nichts wert. Ohne Apotheken wird kein Arzt und kein anderer Leistungserbringer Patienten vollumfänglich beraten können. Denn um das zu tun, müssen Ärzte nicht nur wissen, was andere Ärzte verordnet haben (das steht im Zweifel schon bald in der elektronischen Patientenakte), sondern auch, was Patienten daneben an nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und ggf. auch die Therapie beeinträchtigenden Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nehmen. Nur so ergibt sich ein gesamtheitliches Bild über den Patienten. Also braucht es die aktive Mitwirkung aller Apotheken.

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Erst, wenn alle Informationen vernetzt werden, ergibt sich ein zutreffendes Bild über den Patienten

In Zukunft werden digitale Tools vor allem eingesetzt, um die Kommunikation zwischen Leistungserbringern und Patienten zu erleichtern, niemals jedoch als Selbstzweck. Aber wenn nur ein Zehntel der mir heute bekannten Projekte jemals Realität werden, wird dies die Apothekerschaft noch enger nicht nur mit Ärzten sondern auch mit Digitalanbietern und den Patienten vernetzen. Aber auch so haben die Apotheken im Jahr 2020 ihren Beitrag dazu geleistet, dass sie auf lange Zeit nicht nur unverzichtbar, sondern geradezu unersetzbar werden.

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Der Wandel, vor dem die Gesundheitsbranche steht, er stimmt mich zum Jahreswechsel im Hinblick auf die Apotheken sehr positiv. Auch wenn der Weg erst noch gegangen werden muss und es nicht immer nur bergauf gehen wird – die Ausgangslage war in den letzten Jahren selten besser. Die Politik und unsere Mitmenschen haben verstanden, was sie an der Apotheke vor Ort haben. Und genau darauf sollten wir alle, gemeinsam, nach dem Jahreswechsel auch aufsetzen.

Zuvor aber wünschen ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, ein geruhsames Weihnachtsfest. Wohl wissend, dass es für viele – so auch für meine Familie und mich – ein anderes Weihnachtsfest wird, als wir das gerne gehabt hätten. Dennoch sollten wir die Zeit mit denen genießen, die um uns herum sind und darauf bauen, dass wir die, die wir dieses Jahr nicht sehen können, schon bald wieder in den Arm nehmen werden. Kommen Sie gesund ins neue Jahr und bleiben Sie Ihrem Edikt von Cupertino gewogen!