Andere soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIN eignen sich sehr gut zur Rekrutierung von neuen Mitarbeitern. Deswegen sollte man sich dort auch etwas professioneller und dezenter präsentieren, als auf den doch eher auf die Person ausgerichteten und somit „privateren“ zuerst genannten Sozialen Netzwerken. Auf jeden Fall helfen Ihnen all diese Tools dabei, sich selbst zur Marke aufzubauen und einen neuen Kanal zur Kommunikation mit Ihren Patienten und Mitarbeitern von morgen einzurichten.

Soziale Medien für die Ansprache und Auswahl von Bewerbern? Na klar!
Richten wir unseren Blick nun noch auf digitale Werkzeuge zur Bindung und Festigung bereits bestehender Kundenbeziehungen.
Ihren chronisch kranken Patienten, vor allem denjenigen, die Anspruch auf einen Medikationsplan haben, können Sie etwas Gutes tun, indem Sie Ihnen – sofern sie ein Smartphone benutzen – eine App hierfür empfehlen. Dann können diese Patienten mit Hilfe der App den 2D-Barcode des Medikationsplans scannen und sehen, was drin codiert ist. Fragen Sie, ob Ihr Warenwirtschafts-Anbieter oder Ihr Rezeptabrechner hier selbst etwas im Portfolio hat oder zumindest empfehlen kann. Die Vernetzung mit Ihrer Warenwirtschaft würde dafür sorgen, dass von Ihnen erfasste Medikationspläne ohne Kommunikationsbruch in Ihrer Warenwirtschaft landen und mit dem Patientenkonto verknüpft sind. Und auch Ärzte hätten Sie sicher schnell an Bord, wie man diesem aktuellen Beitrag des Medizynicus entnehmen kann …
Gehen Sie als nächstes bei Chronikern noch einen Schritt weiter und beraten Sie zu Apps mit Einnahmeerinnerungsfunktion. Diese Art von Apps sendet zu bestimmten, einstellbaren Zeitpunkten Nachrichten auf das Smartphone, die an die Einnahme der hinterlegten Medikamente erinnern. Hierfür gibt es von den verschiedensten Anbietern unterschiedliche Apps. Wenn es eine „Angehörigen-Funktion“ gibt, also vom Patienten freigegebene Personen ebenfalls sehen können, ob der Patient die Einnahme bestätigt hat, ist das sehr schick. Eine solche App mit Namen vimedi hat die NOVENTI.digital, ein Unternehmen der Gruppe, für die ich arbeite, entwickelt – mit bisher deutlich positiver Resonanz auf allen Kanälen.

Die vimedi-App; Bild (c) NOVENTI digital GmbH
Haben Sie eine Apotheke in ländlicher Gegend mit vielen Kunden, die in Innenstädte zum Arbeiten pendeln und dort auch zum Arzt gehen? Gingen deswegen bisher viele Rezepte an Ihnen vorbei? Wunderbar – informieren Sie sich über Rezept-Apps, mit denen Ihre Patienten das Rezept noch beim Arzt abfotografieren und zu Ihnen in die Apotheke schicken können; aber nicht unbedingt per WhatsApp (Datenschutz!). Dann brauchen Sie die Artikel noch nicht einmal an Lager haben, sondern bestellen sie zur rechtzeitigen Lieferung bis Feierabend. Die Pendler holen diese dann bei Ihnen auf dem Heimweg ab. Flankieren können Sie das Ganze mit Posts zum Thema „all business is local“ auf den sozialen Netzwerken. Welcher Kunde kann dazu schon Nein sagen?

callmyApo von der VSA ist ein Beispiel für so eine Rezept-App; Bild (c) VSA GmbH
Und wenn wir im letzten Absatz schon das Warenlager erwähnt haben: wie schaut es mit einem Kommissionierautomaten aus? Bezahlen Sie ernsthaft noch Menschen dafür, Ware alphabetisch in Schubladen einzuräumen? Ich bin mir sicher, dass wir über derartige Tätigkeiten in einigen Jahren ähnlich denken werden, wie über die Arbeit am Fließband in großen Fabriken. Ein Lagerautomat macht in allen Belangen Sinn: für Ihr Personal in der Offizin, weil diese mehr Zeit für den Kunden aufbringen können. Selbst wenn keine Zusatzverkäufe generiert werden, wird es auf jeden Fall für eine engere Bindung sorgen. Und Ihre kaufmännischen Angestellten können sich auf den kaufmännischen Teil ihrer Ausbildung besinnen, statt einfachste Tätigkeiten wie das Wegräumen von Packungen vornehmen zu müssen.

Bild (c) BD Rowa GmbH
Zum Thema Zusatzverkäufe fallen mir natürlich schon heute die Tools in den Warenwirtschaften ein, die bei bestimmten Indikationen eine Meldung für einen pharmazeutisch sinnvollen Zusatzverkauf ausgeben – auf „Ihrer“ Seite des HV-Tisches. Das ist schon mal nicht schlecht, aber besser wäre eine Meldung auf der Seite des Patienten. Viele Systeme haben schon heute kleine Monitore im Zahlteller oder an der Kasse zur Preisanzeige, die sich hierfür bestens eignen. Oder besser noch: Push-Nachrichten auf dem Smartphone des Kunden. Es würde mich nicht wundern, wenn genau diese Funktionalität als Highlight auf einer der nächsten Expopharms präsentiert wird.
Sie sehen: schon heute gibt es einen wahren Blumenstrauß an digitalen Möglichkeiten zur sofortigen Umsetzung. Welche Bausteine passen davon für Ihre Apotheke? Denken Sie dabei unbedingt an Ihre Kunden und wofür sich diese wohl am ehesten begeistern lassen. Greifen Sie ein oder zwei Ansätze auf, von denen Sie denken, dass Ihre Kunden mitmachen würden. Sprechen Sie auch unbedingt mit Ihren Mitarbeitern und erfragen Sie deren Einschätzung. Im Idealfall haben Sie sogar eine(n) computerbegeisterte(n) Mitarbeiter(in), welche(r) die Maßnahme mit Begeisterung übernehmen, begleiten und umsetzen möchte. Dann müssen Sie mit ihm/ihr nur noch die zu erreichenden Ziele festlegen (Absatzsteigerung? Kundenfrequenzsteigerung? Neukundengewinnung?) und diese dann in kurzem zeitlichen Abstand messen.
Haben Sie dabei keine Angst vor dem Scheitern. Auch wenn es Computer seit vielen, vielen Jahren gibt, ist ihr Einsatz beim Verkauf von Arzneimitteln noch verhältnismäßig jung. Scheitern kann man aber stets mit neuen Technologien. Meist heißt das nicht, dass die Idee generell schlecht war, sondern nur, dass man die eine oder andere Stellschraube nochmal geringfügig nachjustieren sollte. Und schauen Sie immer, was andere Apotheken erfolgreich macht – gute Ideen lassen sich meist adaptieren ohne dass dabei irgendein Urheberrecht verletzt wird.
Ich hoffe, dass ich Ihnen bis hierher in meinem Blog zeigen konnte, wie viel die Digitalisierung schon bewirkt hat und was sie alles noch bewirken kann. Eines jedoch kann sie nicht: den Standort der Apotheke ändern. Aber egal, ob Sie eine Centerapotheke, eine Land- oder Stadtteilapotheke, eine Apotheke in Lauflage oder eine Ärztehausapotheke haben: die Digitalisierung wird Ihnen dabei helfen, eventuelle Standortnachteile auszugleichen. Denn Sie ermöglicht Ihnen die direkte Kommunikation über relevante Inhalte mit Ihrer Zielgruppe. Sie wird somit auf jeden Fall dazu beitragen, die kommerziellen Gesichtspunkte des Apothekenstandorts zu nivellieren. Künftige Grundlage des Erfolgs oder Misserfolgs einer Apotheke wird wieder die ursprüngliche Kernkompetenz des Apothekers werden, die seit dem „Edikt von Salerno“ immer weiter in den Hintergrund gerückt war: die pharmazeutische Beratung durch den Apotheker und seine Mitarbeiter. Mindestens das wird die Digitalisierung sicherlich bewirken werden, und wer weiß, vielleicht sprechen künftige Generationen dann ja tatsächlich einmal vom „Edikt von Cupertino“ …

Briefmarke aus dem Jahr 1991 mit Verweis auf das Edikt von Salerno
Ich bin zuversichtlich, dass wir an der Schwelle zu einer neuen, besseren Patientenversorgung sind, bei der die Intuition und die Empathie des Apothekers und die Effizienz der Maschinen zum Wohle der Patienten Hand in Hand agieren werden.
An dieser Stelle endet das ursprüngliche Manuskript, in dem ich meine Ideen über einen Zeitraum von über 10 Monaten zusammengetragen hatte. In den nächsten Wochen wird es in unregelmäßigen Abständen weitere Beiträge geben, die sich alle um die Schnittmenge zwischen Apotheke und Digitalisierung drehen werden.
Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser: vielen Dank, dass Sie mich bis hierher begleitet haben. Bleiben Sie mir gewogen!
[…] kenne viele Apotheken und natürlich kenne ich auch deren Probleme, wenn es darum geht, motivierte junge Mitarbeiter zu bekommen. Aber passt ein Beruf „PKA im E-Commerce“ zum RX-Versandverbot, für das […]
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[…] letzten Absatz habe ich von der Positionierung der Apotheke geschrieben. Deren Wichtigkeit darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Wenn es nämlich nur um die Produkte geht, sind […]
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